Gehaltscheck in der Pflege. Wieviel verdienen unsere CORONA-HELDEN tatsächlich?

Die vergangenen Monate haben deutlich gezeigt, wie wenig selbstverständlich das Selbstverständliche ist. So sorgte erst die Pandemie dafür, dass Berufsgruppen wertgeschätzt wurden, die vorab als gewöhnlich wahrgenommen wurden und zweifelsohne kaum Beachtung erfuhren. 

Kassierer, Kinderbetreuer, Lebensmittellieferanten, Postboten… all diese Menschen haben eine besonders intensive und anstrengende Zeit hinter sich. Eine Zeit, in der sie aber auch endlich Aufmerksamkeit und die nötige Achtung für ihre Arbeit erhielten. Wir alle haben viel bewusster gelebt und Dinge, die vorher „normal“ und als selbstverständlich angesehen wurden mit anderen Augen betrachtet. 

Auch unsere Pflegefachkräfte wurden zu echten CORONA-HELDEN. Die, die doch eigentlich schon seit Jahren durch ihre Arbeit an die Grenzen ihrer Funktionsfähigkeit kommen, wurden beklatscht und medial deutlich hervorgehoben. Die Bedeutung unserer Gesundheitsversorgung und die Arbeit der dort Beschäftigten wurden extrem diskutiert und der enorme Personalmangel ein zentrales Thema. 

Doch langsam nimmt die zunehmende Motivation und der Einsatz der Politik und Gesellschaft für diese Berufsgruppe wieder ab, obwohl die Krise weiter andauert.  

Was bleibt ist der Personalmangel und die Frage:

Wie geht es langfristig weiter?

  • Was wird sich verändern?
  • Haben wir durch Corona wirklich grundlegende Veränderungen in unserem Gesundheitssystem vorgenommen oder bleibt es allein bei der verbal geäußerten Wertschätzung?
  • Wird die Sensibilität der Gesellschaft für diese Berufsgruppe erhalten bleiben? 

Antworten müssen her! 

Uns erscheint es als sinnvoll die Aufmerksamkeit zu nutzen, um das Interesse für potentielle neue Auszubildende im Bereich der Pflege zu stärken. Wir sollten auch Fachkräften, die der Pflege bereits den Rücken gekehrt haben, neue Anreize bieten, um zurück zu kehren. Denn diese Menschen haben sich irgendwann aus Leidenschaft genau für diesen Beruf entschieden. Schlechte Rahmenbedingungen, ein negatives Image und Unzufriedenheit brachte viele dazu die Branche zu wechseln. 

Wir kennen einige dieser „Ausscheider“, die durch die Corona-Zeit und ihre dadurch entfachte soziale und emphatische Ader zurück in ihren alten Beruf wollten, um ihre Hilfe anzubieten. Jetzt, liebe Politik, gilt es doch diesen Menschen Perspektiven und Anreize zu bieten, um sie so zu binden und neu zu motivieren. Gleichzeitig muss diese Aufmerksamkeit genutzt werden, um einen Imagewechsel zu schaffen, um neue Auszubildende zu generieren. Auch hier benötigen wir angenehmere Rahmenbedingungen und ein angemessenes Grundgehalt. 

Die Verdienstmöglichkeiten in der Pflegebranche werden ebenfalls derzeit diskutiert. Vergleichsweise würde diese Berufsgruppe deutlich weniger verdienen als Fachkräfte in der Gesamtwirtschaft (https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Gesundheitspersonal/_inhalt.html).  

Aber was verdient eigentlich eine Pflegefachkraft durchschnittlich in Deutschland? 

Laut statistischen Bundesamt verdienen Fachkräfte in Alten- und Pflegeheimen mit 3116€ Brutto unterdurchschnittlich. 

Intensivpfleger (ohne spezielle Weiterbildung zur Fachkraft für außerklinische Beatmung, Fachkrankenpfleger*in Anästhesie und Intensivpflege)  hingegen erhalten durchschnittlich einen Bruttolohn von 3502€. 

Vergleichsweise verdient eine Pflegefachkraft bei der Caritas nach Tarifvertrag zwischen 2.830€ und 3.540€ brutto. 

Durch unsere tägliche Arbeit bei MeMedix können wir den oben genannten Zahlen zustimmen. 

Unsrer Erfahrung nach verdient eine Pflegefachkraft (m/w/d) im Bereich der ambulanten Intensivpflege (exam. Gesundheits- und Krankenpfleger*in und/oder exam. Altenpfleger*in) im Schnitt rund 3.000€ brutto. Betrachtet man die einzelnen Bundesländer lassen sich vor allem Unterschiede in Süddeutschland erkennen. Hier werden teilweise Gehälter von bis zu 3.400€ brutto bezahlt. 

Außerdem werden in allen Ländern einzelne Qualifikationsnachweise und/oder lange Berufserfahrung in diesem Bereich entsprechend höher vergütet. 

Da wir uns in dieser Branche ganz klar in einem Nachfragemarkt befinden, muss aber eins klar festgehalten werden: ist der Bedarf an Fachkräften akut, bleibt den Unternehmen nichts anderes übrig, als den Gehaltsvorstellungen des potentiellen neuen Mitarbeiters nachzukommen. Denn zu wenig Personal bedeutet nicht nur schlechte Pflegequalität, sondern weniger Patienten und damit weniger Umsatz. Entsprechend erhält ein Kandidat, der sich gut verkaufen kann, auch über diesen Schnitt hinaus sein Wunschgehalt. 

Klarer Pluspunkt also an die Bewerber, die ihren Markt kennen und einen hohen Selbstwert haben.

Doch auch die Pflegekassen deckeln ihre Zuschüsse, weshalb der finanzielle Spielraum für Unternehmen begrenzt ist. 

Aber wie schätzen unsere Pflegefachkräfte die Situation selbst ein? 

Wir haben unsere Fachkräfte in der Community  ganz einfach gefragt, welchen Lohn sie als angemessen empfinden. 

Von rund 123 Teilnehmer*innen, die selbst in dieser Branche tätig sind, haben wir Antworten erhalten. 

Das Ergebnis war ziemlich eindeutig: 

80% 2.500 – 3.000€ netto inkl. Zulagen 

15% 3.000 – 3.200€ netto inkl. Zulagen 

5% > 3.200€ netto 

Was wir darüber hinaus erfahren haben? 

Klatschen allein reicht unseren Pflegekräften nicht aus. Sie wollen die Dankbarkeit auch auf ihrer Lohnabrechnung sehen. Mehr Lob aber nicht mehr Lohn ist also keine Option. 

Und was wäre unserer Gesellschaft die Pflege und Begleitung der Liebsten wert? 

Genau diese Frage haben wir nämlich auch durch Menschen in der Community beantworten lassen, die nicht im Gesundheitswesen tätig sind. 

Und auch hier konnten wir ein ziemlich klares Ergebnis feststellen.

Von 86 Teilnehmer*innen haben 86% einen Bruttoverdienst von mind. 4.000€ angegeben. Eine Verbeamtung für diese Berufsgruppe wurde laut Umfrage ebenfalls als sinnvoll angesehen. 

Insgesamt wird also ersichtlich, dass sich sowohl die Pflegefachkräfte selbst, als auch die Gesellschaft ganz deutlich für ein höheres Einkommen aussprechen und sich sogar sehr einig über den monatlichen Bruttoverdienst sind. 

Also liebe Politik: wenn doch so viel Geld für beispielsweise die Autoindustrie vorhanden ist, warum dann nicht endlich auch für unsere sozialen Berufe und Menschen

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