Kind und Karriere gehören zusammen.
Wie selbstbewusst darf eine Mama, die arbeitet, denn eigentlich sein?
Seit den 50ern hat sich einiges getan. Immer mehr Frauen möchten Kind und Karriere. Und immer mehr Väter möchten mehr Zeit mit ihrem Kind verbringen, als nur am Abend oder am Wochenende. Wenn man aber ehrlich ist, hängen wir in der Realität dieser Vorstellung noch ziemlich hinterher.
Unfortschrittlich müssen sich Frauen in Bewerbungsgesprächen unangemessenen Fragen zu ihrer Familienplanung unterziehen. Gleichzeitig werden Väter komisch angeschaut, wenn sie nach der Geburt mehrere Wochen oder Monate in Elternzeit gehen.
Und von wegen – Frauen wollen keine Karriere machen. Sie möchten, aber sie haben einfach zu viel Angst davor, sich entscheiden zu müssen. Denn der gesellschaftliche Tenor lautet leider noch: entweder Kind oder Karriere.
Hi, ich bin Edda. 5 Monate alt. Ich bin ein echtes Startup-Baby.
Gerne erzähle ich Dir heute einfach mal aus meiner Sicht, wie gut sich Kind und Karriere miteinander vereinbaren lassen.
Meine Mama ist selbstständig und führt zwei Unternehmen, was viel Verantwortung bedeutet. Viele können deshalb nicht nachvollziehen, dass auch in dieser Kombination Kind und Karriere machbar sind. Immer wieder wird sie deshalb gefragt, wie denn Selbstverwirklichung, Unternehmertum, Startup-Leben und Muttersein miteinander vereinbart werden können.
Meine Antwort darauf: Wir brauchen echte Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern und Mütter, die selbstbewusst mit dieser Kombination umgehen. Frauen arbeiten. Frauen kriegen Kinder. Hallo 2020!
Wieviel Kind und wieviel Karriere darf es denn eigentlich sein?
Zur Zeit gibt es noch zwei Stoßrichtungen:
1. Möglichst viel Karriere oder 2. Möglichst viel Familie.
Bleibst Du als Mama zu lange zu Hause, musst Du Dich zum einen mit der Angst vor Altersarmut auseinander setzen. Zum anderen wirst Du es schwer mit dem Wiedereinstieg in das Berufsleben und Deiner vorangegangenen Position haben. Je nachdem, welche Balance Du Dir wünschst, hilft es im Vorfeld zu schauen, welcher Arbeitgeber flexible Arbeitszeitmodelle anbietet. Es gibt moderne Unternehmen, die bereits erkannt haben, dass Wertschätzung und Verdienst nicht an physische Anwesenheit gekoppelt sind und die den Aspekt „Familienfreundlichkeit“ als Vorteil für sich erkannt haben. Bedingt durch Corona ist vielen Arbeitgebern zwangsläufig bewusst geworden, dass die Arbeit im Homeoffice viele Vorteile mit sich bringt und Mitarbeiter sogar effizient von zu Hause arbeiten können. Leider ist das im Gesundheitswesen und speziell im Pflegebereich natürlich nicht umsetzbar. Hier gibt es keine Gleitzeit, Vertrauensarbeitszeit oder die Möglichkeit im Homeoffice zu arbeiten. Dennoch, die Pflege wird durch Frauen bestimmt. Auch hier muss ein Umdenken stattfinden und Kompromisse gefunden werden. Wie wäre es z.B. mit Jobsharing? Vielen Muttis würde so der Wiedereinstieg erleichtert. Gleichzeitig könnten wir dem Fachkräftemangel ein Stück weit entgegen wirken.
Vor- und Nachteile der Selbstständigkeit.
Auch die Selbständigkeit bringt viele Vor- aber natürlich auch einige Nachteile mit sich. Meine Mama hat sich deshalb im Vorfeld sehr viele Gedanken gemacht, wie sie beides gut unter einen Hut bringen kann. Schließlich ist es für sie gar keine Option nur noch in Teilzeit arbeiten zu gehen oder gar für eine längere Zeit ganz auszusteigen. Warum auch, wenn doch genug Power für mich und MeMedix da ist und sie beides glücklich macht. Die Zauberwörter für das vermeintliche „Problem“ lauten ganz einfach: Flexibilität, Organisation, die richtige Unterstützung und ein Funke mehr Gelassenheit. Letzteres musste meine Mama auch erst lernen. Es bringt einfach nichts sich im Vorfeld verrückt zu machen. Schließlich hast Du keine Glaskugel, die Dir sagt, wie Deine Schwangerschaft verläuft, wie schnell Du nach der Geburt wieder fit bist oder wieviel Aufmerksamkeit Dein Kind wirklich braucht. Ich glaube ja, dass ich so entspannt bin, weil es meine Mama (geworden) ist. Nicht denken, einfach machen. Irgendwie kriegt man das gewuppt. Und so ist es auch. Die Vorteile der Selbständigkeit sind natürlich die freie Zeiteinteilung und die Möglichkeit jederzeit von zu Hause arbeiten zu können. Meine Mama kann deshalb sehr flexibel reagieren, wenn es mir mal nicht gut geht. 2x in der Woche arbeitet sie ganz von zu Hause, damit ich einfach ausschlafen und den ganzen Tag im Schlafanzug verbringen kann. Da sie ihr „eigener Chef“ ist, muss sie niemanden um Erlaubnis bitten, wenn sie einen Tag nur mit mir und Polly genießen möchte. Wann, wie und wo sie ihre Arbeit macht, entscheidet sie einfach selbst.
Egal, ob selbstständig oder angestellt – je höher Du auf der Karriereleiter klettern willst, desto strategischer musst Du die Balance zwischen Kind und Karriere finden.
Werd Dir bewusst, wie Du Karriere und Kind vereinbaren möchtest.
Natürlich bin ich auch sehr stolz auf meinen Papa. Der unterstützt Mama nämlich in allen Hinsichten und nimmt sich sehr viel Zeit für mich. Wir konnten sogar 3 Monate zusammen genießen und uns nach der Geburt intensiv kennenlernen, da er Elternzeit in Anspruch genommen hat. Aber wisst ihr, was auch schön ist? Ich habe eine sehr große Familie, liebevolle Omas, Opas sowie ganz tolle Tanten und Onkels, die jederzeit auf mich aufpassen können.
Schon früh habe ich so erkannt, wie wichtig Familie und gute Freunde sind, auf die man sich verlassen kann. Außerdem bin ich schon jetzt ein sehr offenes und fröhliches Kind und bin auch auf dem Arm von anderen sehr zufrieden. Mein Onkel Tiemo hat im übrigen sehr viel dazu beigetragen, dass Mama sich vom Kopf her frei machen konnte, weil er sie von Anfang an und auch nach der Geburt sehr entlastet hat. Und auch im Büro bin ich froh, dass ich mit ihm viel Zeit genießen kann.
Mama hat sich übrigens bewusst gemacht, dass es nicht verwerflich ist, Aufgaben an Dritte abzugeben. Sie plant deshalb sehr gut, wer ihr wie und wann unter die Arme greifen kann. Außerdem hat sie bereits einen Platz in der Kita direkt neben dem Büro für mich reserviert. Ich war sogar schon für 2 Stunden dort, damit mich die anderen Kinder kennenlernen können. Für Mama war das ein sehr komisches Gefühl, aber mir tat die Zeit richtig gut. Und mal unter uns: Hilfe ist kein Verbrechen! Mamis sind auch immer noch Frauen, die Träume, Wünsche und Hobbys haben. Egal, ob Dich Deine Familie, Freunde, die Kita, ein Babysitter, eine Haushaltshilfe oder die Federwiege unterstützt, um auch noch Zeit für Dich zu finden – who cares! Eine kleine Auszeit tut auch uns Kindern gut. Du entscheidest einfach nur, wann der richtige Zeitpunkt dafür da ist.
Nimm Abstand von Besserwissern!
Viele denken, dass man nur eine gute Mami ist, wenn man 24/7 rund um die Uhr für sein Kind da ist. Ich habe schon oft gehört, wie gesagt wurde „sonst muss man doch kein Kind in die Welt setzen“ und konnte kaum fassen, dass andere Leute – meistens die, die keine Kinder haben – glauben zu wissen, was wir Kinder bzw. Babys brauchen.
Ich für meinen Teil kann Euch sagen, dass die Liebe meiner Mama zu mir unabhängig von Ort und Zeit ist. Schon nach 8 Wochen bin ich das erste Mal mit ins Büro gefahren und habe mich direkt pudelwohl gefühlt. Denn es war alles vorbereitet für mich. Und, wenn ich ehrlich sein soll…im Grunde ist es mir egal, wo ich schlafe und meine Milch trinke. Wichtig ist für mich nur zu wissen, dass ich nicht allein bin.
Wenn ich Dir deshalb einen guten Tipp geben darf? Nimm einfach Abstand von den Leuten, die Dir das einzig wahre Oki-Doki Land mit Kindern erklären wollen. Lass Dich nicht verunsichern und triff Deine eigenen Entscheidungen.
Mama sein verändert Dich.
Ich weiß, dass meine Mama sich in ihren Grundfesten verändert hat. Ich habe ihr Leben auf den Kopf gestellt. Auf einmal sind eben andere Dinge wichtiger, weshalb sich ihr Fokus verschoben hat. Sie hat jetzt einen neuen Blickwinkel bekommen – auch auf ihr Business. Das bedeutet aber nicht, dass ihr MeMedix weniger wichtig geworden ist oder sie nicht trotzdem intensiv täglich am Wachstum ihres Unternehmens arbeitet. Es heißt nur, dass ich eben eine wesentliche Rolle einnehme und ihr deutlich mache, dass sie beides sein kann – eine gute Mama und eine erfolgreiche Unternehmerin.
Denn während sie immer nach dem richtigen Weg gesucht hat, um mich und MeMedix miteinander zu vereinbaren, hat sie ganz übersehen, dass es nicht den einen optimalen Weg gibt. Und erst Recht gibt es nicht den richtigen oder optimalen Zeitpunkt. Ich habe mir meine Eltern ganz bewusst ausgesucht und selbst den Zeitpunkt bestimmt. Wer weiß, wie lange ich sonst noch gewartet hätte. In dieser Konstellation hätte es nämlich für sie niemals ein „freies Zeitfenster“ für mich gegeben. Seitdem versucht Mama einfach gar nicht mehr das Familienleben vom Arbeitsleben zu trennen, da für sie beides einfach zusammengehört.
Alltagsmanagement – Verzichten lernen.
Alltag bedeutet ein geschicktes Zeitmanagement. Geraten Planungen ins Wanken, sind Stress und Unzufriedenheit vorprogrammiert – auch ohne Baby. Ich habe meiner Mama gezeigt, dass nicht jeder Tag so läuft, wie geplant. Trotzdem können auch solche Tage sehr produktiv sein, man muss nur flexibel und gelassener auf sie reagieren.
Warum soll sie denn auch jetzt noch genau so funktionieren im Job, wie in der Zeit, als ich noch nicht da war? Ich will den MeMedix-Alltag einfach mit ihr gemeinsam erleben und von Anfang an dabei sein. Und, wenn ich mal wieder etwas unruhiger wegen meiner Zähnchen bin, dann ist das eben so. Hier im Büro schaut mich oder meine Mama deshalb keiner böse an. Ganz im Gegenteil. Seitdem Mama weniger perfektionistisch denkt und flexibler ist, sind wir beide entspannter. Ich glaube ja, dass meine Mama jetzt sogar noch produktiver arbeitet, als jemals zuvor. Deshalb wird jedes Zeitfenster optimal genutzt, alles ist organisierter und entsprechend effizienter. Seitdem ich da bin ist sie übrigens noch stärker geworden und das in jeglicher Hinsicht. Mama-Sein ist eben auch ein Fulltime-Job, nur ohne den ganzen Schnicksack, wie Überstundenausgleich, Feierabend oder Wochenende. Für diesen Job brauchst Du eine effiziente und strukturierte Arbeitsweise, Organisationstalent und eine hohe Belastbarkeit. Eigentlich sind das doch genau die Skills, die sich jeder Arbeitgeber wünscht. Dazu kommen Mami’s noch tagelang ohne Schlaf aus, sind stresserprobt und verantwortungsbewusst. Mehr kann man doch von einem perfekten Mitarbeiter gar nicht erwarten, oder?
Wir brauchen ein anderes Bild von Frauen, die arbeiten und Mama sind.
Was ich Euch sagen möchte: Dieser ewige Druck, den ihr Mami’s Euch macht findet nur in Euren Köpfen statt. Hört auf, Euch mit anderen Müttern zu vergleichen oder nehmt gar deren „Idealbild“ einer guten Mama an. Es gibt kein Richtig oder Falsch und genau so, wie jedes Kind anders ist, seid auch ihr Mamas verschieden. Während die eine gerne zu Hause bleibt, strebt die andere danach wieder arbeiten zu gehen. Beides ist doch nachvollziehbar und beides ist gut. Am Ende geht es darum, was Dich auf Dauer erfüllt und womit Du Dich selbst verwirklichen kannst. Denn, wenn Du glücklich bist, ist es Dein Kind auch.
Horch also in Dich hinein, was DU eigentlich möchtest und kreiere Deine eigene Vision einer guten Mami.
Meiner Meinung nach muss unsere Gesellschaft endlich umdenken: es sollte selbstverständlicher sein, dass Mütter auch wieder arbeiten gehen möchten und dafür sollte niemand be- oder sogar verurteilt werden. Es ist eine große Leistung seine Kinder in Vollzeit von zu Hause zu betreuen und genau so ist es eine große Leistung wieder arbeiten zu gehen.
Außerdem müssen sich die Gehaltsstrukturen ändern: Solange Männer immer noch mehr, als Frauen verdienen, liegt es auf der Hand, wer am Ende doch zu Hause bleibt. Mal davon abgesehen sollte kein Mann diffamiert werden, wenn er weniger oder sogar gar nicht mehr arbeiten möchte um sein Kind fulltime zu betreuen.
Ich wünsche mir, dass jede Mutter für sich herausfinden kann und darf, was sich für sie richtig anfühlt. Unabhängig davon, was andere sagen oder was sie glaubt, was von ihr erwartet wird.
Kind und Karriere, keine Karriere, aber Kind, kein Kind, aber Karriere – egal wie!
Finde Deinen eigenen Weg- gemeinsam mit Deinem Kind. Sei stolz auf das, was Du geschaffen hast und auf Deine Power, die Du tagtäglich aufbringst. Du bist toll und zusammen seid ihr sowieso ein unschlagbares Team.
Deine Edda