In diesem Beitrag erfährst Du von Vanessa Schulte (Instagram: vanessa.schulte_), Gesundheits- und Krankenpflegerin, Studentin der Pflegewissenschaften, (Kinderbuch-) Autorin und Social Media Coach, wie Du Bildungsurlaub für Dich persönlich und/oder beruflich als große Chance nutzen kannst. Viel Freude beim Lesen.
Bildungsurlaub, ein ambivalentes Wort. Sind Urlaub und Bildung doch in sich widersprüchlich. Wahrscheinlich ist genau das der Grund, weshalb ich mich bisher nie richtig mit dem Thema beschäftigt habe. Und damit bin ich nicht alleine.
Laut einer Statista-Umfrage im Jahr 2020 gaben rund 68 % der Befragten an, während bezahlter Arbeitszeit an einer Weiterbildung teilgenommen zu haben. Die Mehrheit zeigt also Interesse an Weiterbildungsaktivitäten. Doch lediglich 5 % haben dies während einer Bildungsfreistellung gemacht.
Auch ich hätte mich mit diesem Thema nicht auseinandergesetzt, wenn meine Freundin Katharina nicht von ihrer 5-tägigen Bildungsreise auf Teneriffa geschwärmt hätte. Sie hatte sich für einen Digital Marketing Strategie Kurs entschieden und lernte alles rund um Online Marketing, während sie sich die Sonne auf den Bauch scheinen ließ.
Nun magst Du vielleicht denken: „Schön, dass deine Freundin diese Chance hat. Teneriffa ist mir aber zu warm und auch im Bereich Marketing sehe ich mich nicht. Dieser Bildungsurlaub ist also nichts für mich.“

Was ist Bildungsurlaub und wer hat Anspruch?
Bildungsurlaub, in einigen Bundesländern auch als Bildungsfreistellung oder Bildungszeit bezeichnet, ist ein gesetzlich verankertes Recht für Arbeitnehmende in den meisten deutschen Bundesländern. Dabei muss der Arbeitgebende seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bezahlten Urlaub für eine Weiterbildung gewähren. Dieser Anspruch gilt in 14 von 16 Bundesländern für alle Arbeitnehmenden, egal ob Voll- oder Teilzeit, Minijob oder Heimarbeit und Home Office.
Der Anspruch wird durch die Bildungsurlaubsgesetze der einzelnen Bundesländer geregelt, die die Bedingungen für die Gewährung und den Umfang des Bildungsurlaubs festlegen: https://www.bildungsurlaub.de
Du arbeitest in Bayern oder Sachsen? Leider sind Bayern und Sachsen derzeit die beiden einzigen Bundesländer in denen es keinen gesetzlichen Anspruch auf Bildungsurlaub gibt. Auch als Student:in, Hausfrau/Hausmann oder Rentner:in hilft dir eine solche Freistellung natürlich nicht. Für Auszubildende gehen die Regelungen auseinander, auch sie dürfen Bildungsurlaub nehmen – allerdings teilweise beschränkt auf politische Bildung, es gibt teils auch andere Zeitumfänge. Das Gleiche gilt für Beamte und Beamtinnen. Sie dürfen nur in den Bundesländern Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Saarland, Schleswig-Holstein, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern Bildungsurlaub nehmen, wobei in Mecklenburg-Vorpommern ohne Lohnerstattung.
In manchen Bundesländern gibt es noch eine Kleinbetriebsklausel. In Baden-Württemberg und NRW darf kein Bildungsurlaub genommen werden, wenn die Zahl der Beschäftigten unter zehn ist. In Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Thüringen dürfen es nicht unter fünf Beschäftigte sein.

Ein besonderer Vorteil des Bildungsurlaubs ist, dass er zusätzlich zum regulären Urlaubsanspruch gewährt wird. Das bedeutet, dass für Bildungsurlaub kein Erholungsurlaub gekürzt oder abgezogen wird, und Du während der Beurlaubung weiterhin Gehalt erhältst. Die Dauer des Bildungsurlaubs kann bis zu fünf Tage pro Jahr betragen, beziehungsweise zehn Tage in zwei Jahren, und wird während der Arbeitszeit genommen. Die Weiterbildung, die im Rahmen des Bildungsurlaubs absolviert wird, muss nicht zwangsläufig mit der beruflichen Tätigkeit in Verbindung stehen. Dies ermöglicht Dir auch eine Sprachreise nach England oder einen Yoga-Kurs auf dem Land zu besuchen. Bildungsurlaub bietet eine Fülle an Möglichkeiten, sich auch in persönlichen Interessengebieten fortzubilden. Egal, ob Du den Sprachkurs in der Ferne wünschst, eine wissenschaftliche Weiterbildung mit Abschluss anstrebst oder lieber online lernen möchtest – die Vielfalt des Bildungsurlaubs ist beeindruckend!
Die Kosten für den Bildungsurlaub werden zwischen Arbeitnehmenden (für Seminargebühren) und Arbeitgebenden (für die Lohnfortzahlung) geteilt.
Bildungsurlaub im Schichtdienst.
Bildungsurlaubsseminare finden fast ausschließlich an Werktagen statt, was zu Problemen bei der Abstimmung von Arbeitstagen und Bildungsurlaubstagen führen kann. Die meisten Bildungsurlaubsgesetze in den Bundesländern – außer Berlin und das Saarland – lassen die Anrechnungsfragen bezüglich Schichtarbeitern offen, was zu Unklarheiten führen kann. Wenn Arbeitgebende die Anrechnung mit Wochenenden verweigern, kann dies zu einer Kürzung des gesetzlichen Bildungsurlaubsanspruchs führen. Der Bildungsurlaub ist jedoch als Arbeitszeit definiert, was bedeutet, dass die maximal zulässigen Arbeitszeiten pro Woche beachtet werden müssen. Wenn DU im Schichtdienst tätig bist, empfehle ich Dir frühzeitig Lösungen mit beispielsweise Deiner Stationsleitung, der Personalverwaltung oder auch dem Betriebsrat zu suchen, um Konflikte zu vermeiden.
Obwohl das Thema Bildungsurlaub oft nach demokratischem Wirrwarr schreit, sehe ich es im Bezug auf den Pflegeberuf als eine äußerst wertvolle Möglichkeit, um unsere Kompetenzen und Fertigkeiten zu erweitern. Der Pflegeberuf ist anspruchsvoll und erfordert ständige Weiterbildung, um mit den neuesten Entwicklungen, Technologien und medizinischen Erkenntnissen Schritt zu halten.
Bildungsurlaub bietet Dir die Gelegenheit an:
- an Schulungen
- Workshops oder
- Seminaren
teilzunehmen, die speziell auf die Anforderungen des Pflegeberufs zugeschnitten sind. Nicht nur, um die Qualität unserer Arbeit zu verbessern, sondern auch, um unsere psychische Gesundheit zu fördern und den Umgang mit belastenden Situationen zu verbessern. Somit wird mein erstes Bildungsurlaub – Seminar „Yoga am Meer“ sein. Klingt gut, oder?
Wann startest Du also in Deinen Bildungsurlaub?
